
Biografie
Lilly Keller
Biografie
Lilly Keller
Lilly Keller Stiftung
Lilly Keller (1929 – 2018) ist eine Berner Künstlerin mit Vorfahren in Thusis, wo sie ihre letzten Lebensjahre verbrachte. Bei ihren Grosseltern mütterlicherseits, die in Thusis ein Transport- und Kolonialwarenhandelsunternehmen betrieben, war sie als Kind oft in den Ferien.
In Bern gehörte Lilly Keller zum inneren Zirkel um Daniel Spoerri, Meret Oppenheim, Friedrich Kuhn, Peter von Wattenwyl, Jean Tinguely und Leonardo Bezzola. Dort begegnete sie auch dem Maler, Kunstpädagogen und Bambusforscher Toni Grieb. 1962 heirateten die beiden und zogen von Bern nach Montet bei Cudrefin (VD), wo sie aus einem alten Bauerngut einen zauberhaften Wohn- und Arbeitsort schufen.
1981 erbte Lilly Keller die grosse Scheune mit Stall und darüberliegender Heubühne in Thusis. Daraus entstand Schritt für Schritt ein Wohnatelier und aus dem ehemaligen Baumgarten ein exotisch bepflanztes Paradies.
Merkmale des Werkes von Lilly Keller sind die Naturnähe und konsequente Involvierung von Pflanzen und Tieren in ihr gesamtes Werk .Das grosse Bedürfnis nach Freiheit, Weite, Liebe,der Widerstand, der Eigensinn, derer Respekt gegenüber Erzeugnissen des menschlichen Geistes, die Affinität zu Literatur, Wortgebilden, automatischem Schreiben und neuer Musik zeichneten die Künstlerin ebenso aus.
Lilly Keller gehört zu den «verpassten Künstlerinnen». Zwar war sie während mehr als vierzig Jahren in der Kunstszene mit vielfältigen Arbeiten präsent. So zeigte sie ihre Werke über viele Jahre regelmässig in Gruppenausstellungen in renommierten Häusern wie der Berner Kunsthalle und dem Berner Kunstmuseum sowie an der Kunstmesse Art in Basel. Dazu kamen zahlreiche Einzelausstellungen in namhaften Galerien. Auch hatte sie zahlreiche Werke im Öffentlichen Raum realisiert, die mehrheitlich aus Wettbewerben hervorgegangen waren. Zu ihren weit über tausend Werken zählen ferner zahlreiche Tapisserien und etliche raumgreifende Installationen. Zum Mainstream zählte sie nie. Stets kämpfte sie für die Gleichstellung der Künstlerinnen und wehrte sich dagegen, in die Ecke „Frauenkunst“ gestellt zu werden.
Nach dem Tod ihres Lebensgefährten Toni Grieb 2008 verkaufte Lilly Keller das Anwesen im Waadtland und zog 2016 definitv nach Thusis. Bis zuletzt arbeitete sie weiter an ihrem umfangreichen Oeuvre und stellte in Galerien und Museen aus. Im Januar 2018 starb Lilly Keller kurz vor ihrem 89. Geburtstag. Ihrem letzten Willen gemäss wurde noch im selben Jahr in Thusis die Lilly Keller Stiftung gegründet. Sie kümmert sich seit Lilly Kellers Tod um den umfangreichen Nachlass: Malereien, Skulpturen, Collagen und grosse Tapisserien, die sie während mehr als dreissig Jahren entwarf und selbst wob.
Der Wunsch der Stifterin war, dass neben der Pflege ihres Werkes das Haus und der exotisch bepflanzte Garten zu einem lebendigen Ort wird. Das Wohnatelier und der Garten sollen offen für Kulturschaffende aller Sparten sein, die eine gewisse Zeit darin arbeiten. Zum Ende ihres Aufenthaltes in Thusis präsentieren sie die im Atelier geschaffenen Arbeiten der Öffentlichkeit.



Kurzbiografie
1929 Geboren am 19. Februar in Muri bei Bern
1939-1945 Evangelische Mädchen- Sekundarschule, Bern
1946-1948 Fortbildungsklasse Höhere Töchterschule, Bern
1949-1952 Kunstgewerbeschule Zürich, Fachklasse Grafik
1952-1954 Eigenes Atelier, Nüschelerstrasse, Zürich
1953, 1955, 1956 Eidgenössische Stipendien für angewandte Kunst
1954 Rückkehr nach Bern; Atelier an der Kramgasse
1955 Begegnung mit Sam Francis, der in der Kunsthalle Bern u.a. mit Jackson Pollock ausstellte
1961 Louise Aeschlimann-Stiftung: Preis für Lithographie
1962 Heirat mit Toni Grieb, Umzug nach Montet bei Cudrefin /VD
1976-1977 Reise nach Iran, Afghanistan, Pakistan, Indien
1977-1978 Reise nach Ägypten
1979, 1981, 1982 Reisen nach Afrika
2016 Umzug nach Thusis
2018 Gestorben am 2. Januar in Thusis