Atelier vivant: Der Rückblick in Bildern
Foto Michel Gilgen
Kosmos Lilly Keller und die Gegenwart
Das Projekt «Atelier Vivant. Kosmos Lilly Keller und die Gegenwart» macht den letzten künstlerischen Schaffens- und Lebensort Lilly Kellers und heutigen Sitz der Lilly Keller Stiftung öffentlich zugänglich. Die Besucher:innen werden mit auf eine Reise zu Lilly Kellers Universum genommen – ein ganzheitliches Erlebnis, das uns in etwas Neues eintauchen lässt und das Verständnis für ihre Kunst durch persönliche Involvierung ermöglicht. Diese Erfahrung schliesst die Umgebung und den kaum bekannten Ort mit ein: Den Skulpturen Garten mit seiner faszinierenden Pflanzenwelt sowie das Atelierhaus mit seinem Mikrokosmos, in dem Kellers eigene Kunstwerke wie auch Kunst von befreundeten Künstler:innen, Objekte, Möbel, Bücher, Erinnerungsgegenstände und architektonische Eingriffe zu sehen sind. Durch künstlerische Interventionen und Diskussionen rund um Themen, die Lilly Keller ein Leben lang umtrieben, wird das «Gesamtkunstwerk Lilly Keller» neu beleuchtet. Das Mutige, Grenzüberschreitende und Kämpferische in Lilly Kellers Leben und Oeuvre wird aufgezeigt, in die Jetztzeit übersetzt und weitergedacht beziehungsweise gelebt!
Im Haus an der Oberen Stallstrasse 3+4 in Thusis sind vom 20. August bis zum 10. September 2022 raumgreifende und performativ bespielte Textilskulpturen der Künstlerin Talaya Schmid, die Audio- Arbeit LILLY LAUSCHEN von Jenny Rieger sowie die von Carole Kambli kuratierte Ausstellung zu Lilly Kellers Künstler:innenbüchern zu erleben. An den Wochenenden finden jeweils besondere Happenings und Diskussionen mit weiblichen Kunst- und Kulturschaffenden aus den unterschiedlichsten Disziplinen sowie einmalige Dinners statt.
AUSSTELLUNGEN
DURCH-SICHTEN.
AUGEN-BLICKE. DENK-REISEN.
LILLY KELLERS KÜNSTLER:INNENBÜCHER.
Kuratiert von Carole Kambli
Die Ausstellung erforscht und zeigt die hohe Relevanz der Künstler:innenbücher im Gesamtwerk von Lilly Keller. Von 1957 bis 2017 entstanden, sind diese Quelle und Ursprung wie auch Summe ihres Werks zugleich.
Lilly Keller hat in ihren 89 Lebensjahren viel geschaffen: Ein ganzer Kosmos ist mit und um sie herum entstanden, der Mensch, Tier und Pflanzen einbezieht und stets mit der Kunst, der künstlerischen Geste verknüpft ist. Aus ihrem immensen Werk mit über 2000 Originalen lagen Lilly Keller die 90 Künstler:innenbücher am allermeisten am Herzen. Es sind ihre intimsten Werke, ungehobene Schätze, die ihre Gedanken und Gefühle ungefiltert wieder geben, in frappierender Direktheit und taktiler Nähe. Keine Skizzenbücher, auch keine Resultate von Recherchen, sondern tagebuchartige Kaleidoskope, die auf dem spontanen Einfall und Impuls basieren. Lilly Kellers Fluchtwelten, zur Selbstreflexion und Verarbeitung von Gelesenem, Gehörtem, Gesehenem. Collagierte geistige Orte, mit ihrer eigenen Symbolik angereichert, assoziativ, in starker Verbindung zur Natur, archaisch und «eigen-sinnig». Erstmals werden diese buchförmigen Unikate in ihrer Fülle dem Publikum gezeigt – ein Wunsch, den Lilly Keller zeitlebens hegte. Allerdings ohne den von ihr erdachten konstruierten Seitenwende-Mechanismus, sondern als inszenierte Bücher-Reisen, welche die Betrachtenden in ihre Welt mitnehmen.
Talaya Schmid
LIEBE FREIHEIT ALLES
Performative Soft Sculptures
Basierend auf ihren Recherchen zu Lilly Keller zeigt die Künstlerin Talaya Schmid dreidimensionale interaktive Textilskulpturen. Diese werden im grossen Atelierraum platziert und sind im Sinne eines Environments begehbar. Die verwendete Wolle für die Teppichskulpturen stammt aus dem Nachlass von Lilly Keller und findet so wieder zurück in ihr Wohnatelier in Thusis.
Jenny Rieger
LILLY LAUSCHEN
Audio-Arbeit
Die Journalistin und Podcast-Produzentin Jenny Rieger erarbeitet eine Audio Compilation aus Lilly Kellers Lieblingsmusik sowie aus Sequenzen von Interview-Tonbändern mit Lilly Kellers Original-Stimme. Diese wird auf der Homepage für die Anreise bereitgestellt sowie in der Ausstellung als Audio-Arbeit erfahrbar sein.
In der Ausstellung befinden sich bei einigen Arbeiten QR-Codes, wenn Sie diese mit Ihrem Mobiltelefon scannen, können Sie sich das entsprechende Audio anhören. Oder Sie hören sich die Sequenzen unabhängig von der Ausstellung an und klicken auf die folgenden Titel.
Audioreise Chur – Thusis (33’30”):
Auf 18 Kassetten hat Lilly Keller ihre Audio-Memoiren aufgezeichnet. Aus den 15 ½ Stunden Material hat Journalistin und Podcasterin Jenny Rieger eine Hörreise zusammengeschnitten, die auf der Fahrt nach Thusis gehört werden kann. Die Künstlerin spricht darin über ihre Kindheit, ihre künstlerischen Einflüsse, Gedanken über Frauen in der Kunst, die Beziehung zu ihrem Mann Toni Grieb und einige der vielen Werke, die sie geschaffen hat – alles untermalt von ihrer Lieblingsmusik.
Kreieren & zerstören (2’18”):
Lilly Keller erzählt von ihrer Faszination mit ihrem Lieblingswerkzeug – der Schere.
Frauen in der Kunst (7’51”):
Lilly Keller war mit Meret Oppenheim befreundet – die sich oft ärgerte, dass sie ständig auf ihre Pelztasse reduziert wurde, obwohl sie sich längst vom Surrealismus abgewandt hatte. Viele ihrer männlichen Kollegen nahm Lilly Keller als unflexibel wahr. Sie wehrte sich gegen Vorstellungen, wie «weibliche» Kunst auszusehen hat.
Glasschlangen (3’07”):
Lilly Keller hat mit vielen verschiedenen Medien gearbeitet – unter anderem mit Glas. Hier beschreibt sie, wie sie mit Hilfe von Roberto Niederer an der Glasi Hergiswil ihre Glasobjekte hergestellt hat. Einige der Glasschlangen sind in der Stiftung zu sehen.
Das Wunderkind (4’11”):
Peter von Wattenwyl war ein guter Freund von Lilly Keller – und ihrer Meinung nach ein Genie. Seine Skulpturen waren bunt und verspielt, alles hat sich bewegt und gesprochen. Doch er war seiner Zeit voraus. Hier erzählt Lilly Keller, wie viele von Peter von Wattenwyls Skulpturen in ihrem Garten gelandet sind.
We paint acrylic! (4’16”):
Lilly Keller berichtet von ihrer Begegnung mit dem US-amerikanischen Maler Sam Francis in den 1950er Jahren. Er brachte ihr neue Maltechniken näher – und Acrylfarbe, die zu dieser Zeit in der Schweiz noch kaum jemand kannte. Ein Befreiungsschlag.
Tapisserien (2’26”):
Wolle hat die Eigenschaft, dass sie jede Farbe verdichtet, fand Lilly Keller. Im Lauf ihrer Künstlerinnenkarriere hat sie viele Tapisserien geschaffen, unter anderem ein 10 x 3 Meter grosses Werk für die Aula des Gymnasiums Langenthal, von dem sie hier erzählt.
Montet (5’08”):
45 Jahre lang lebten Lilly Keller und Tony Grieb in Montet-Cudrefin (VD), in einem Haus, das sie ganz nach ihren Wünschen gestalteten – umgeben von Eseln, Pfauen, Hühnern, seltenen Koniferen und Bambusarten. Hier erzählt die Künstlerin, wie der Ort entstand, an dem sie sich so wohl fühlte.
Freiheit & Beziehungen (9’39”):
Lilly Keller hatte schon als Kind einen ausgeprägten Freiheitsdrang, der auch ihr künstlerisches Schaffen prägte. Hier spricht sie über Freiheit als Mensch, als Künstlerin und in ihrer Beziehung mit Toni Grieb.
ÖFFNUNGSZEITEN DER AUSSTELLUNG
Die Ausstellung ist nur im Rahmen von Führungen und Happenings zugänglich. An diesen Daten besteht jeweils auch die Möglichkeit, vor Ort eigene «Atelier Vivant» Plakate zu gestalten.
Programm
ERÖFFNUNG
SA 20.08.22 14–20Uhr
Eröffnungsfeier mit Führungen zu den Ausstellungen mit der Kuratorin Carole Kambli und einer «Love story about how it all began» der Künstlerin Talaya Schmid. Unter der Leitung von Corina Barandun trägt der Frauenchor «Miar Fraua» Kompositionen von Frauen vor.
Keine Reservation nötig, Kollekte
HAPPENINGS, DISKUSSIONEN UND DINNERS
SA 27.08.22 14–16Uhr
LILLY LITTÉRAIRE
Aus Lilly Kellers Lieblingsbüchern ihrer gut bestückten Bibliothek wird gelesen und diskutiert. Mit Gesa Schneider, Leiterin Literaturhaus Zürich, der Sängerin und Schauspielerin Corin Curschellas und der Bühnenpoetin und Autorin Lisa Christ. Im Anschluss gibt es «Lillys Favourite» – Käsekuchen und Weisswein.
Anzahl Plätze: 40, Tickets: 40 CHF
SA 27. 08.22 19–24Uhr
EAT ME OUT
Die Künstlerin Talaya Schmid, die Gastronomin Rahel Loretan und die Podcasterin Jenny Rieger setzen sich gemeinsam in ihrer Langzeitperformance mit Lilly Kellers Erfahrungen als Teilnehmerin des legendären surrealistischen Happenings «Le Festin» auseinander. Dieses wurde von Meret Oppenheim erstmals 1959 in Bern inszeniert und war für Lilly Keller ein einschneidendes Erlebnis. Das Happening EAT ME OUT nimmt den Gedanken der Verschmelzung von Kunst und Körper auf, durchaus lustvoll, herausfordernd, Grenzen überschreitend und verspielt. Ein performatives sinnliches Dinner verschmilzt mit einer Klanglandschaft…
Anzahl Plätze: 25, Tickets: 120 CHF (inkl. Welcome-Drink und Digestif, ohne Wein) Solidaritätstickets: 140 CHF
SA 03.09.22 13–16Uhr
LILLYS GARTEN PARTY
Lilly Kellers Garten steht im Rampenlicht: Es gilt botanische wie künstlerische Juwelen zu entdecken! Es finden Kunstführungen zu den Werken von Lilly Keller, Peter von Wattenwyl und Michael Hänggi statt, die im Garten in enger Symbiose mit den Pflanzen «leben». Neu gesellt sich eine Skulptur von Mickry 3 dazu: «Schwere» Beton-Grazien, die einen Kontrast zur Naturidylle herstellen und die Repräsentation des weiblichen Akts im öffentlichen Raum hinterfragen. Auch in aktueller Zeit höchste Sensibilität erfordernd, beleuchtet «Concrete Girls» die Thematik aus weiblicher Sicht. Schön und rein ist eine Sache, Mickry 3 fügen dem noch stark, lustig und entspannt hinzu. Beim «Seidenmalen mit Mickry 3» haben alle Garten Party Besucher:innen die Möglichkeit, ein eigenes Foulard zu colorieren.
Keine Reservation nötig, Kollekte
SA 03.09.22 17–22Uhr
FRAUSEIN – FREISEIN – ANDERSSEIN
Die Kunsthistorikerin und Kuratorin Sarah Merten spricht mit der Künstlerin Sandra Knecht und der Schauspielerin und Galeristin Elisabeth Kübler über die Rollen der Frau in der Kunst und über Möglichkeiten, Lebenswege ausserhalb von Konventionen zu gestalten.
Das anschliessende Znacht setzt sich mit dem Werk «The Dinner Party» der feministischen amerikanischen Künstlerin Judy Chicago auseinander, welches bedeutende Frauen der Geschichte honorierte und sichtbar machte. Sandra Knecht widmet das Dinner Lilly Keller, einer Frau, die für ihr Leben, Wirken und Denken grösste Bedeutung hat. Sie begibt sich in Thusis auf Lillys Spurensuche und lässt auch den Ort und die Natur kulinarisch mit einfliessen.
Anzahl Plätze: 25, Tickets: 100 CHF (inkl. Getränke) Solidaritätstickets: 120 CHF
SA 10. 09.22 14–18Uhr
SELF CARE
Mit dem Schlagwort «Self Care» lassen sich Badekugeln und Wellness verkaufen. Aber wie geht das eigentlich, sich selbst Sorge tragen? Und: Ist das eine Einzelaufgabe oder eine Gruppenarbeit? Anna Rosenwasser unterhält sich mit der queeren Aktivistin und Influencerin Jasmina Ruffiner und Flurina Näf, der queerfeministisch-politisch engagierten Person, über Arbeit, Entspannung und alle Dilemmas dazwischen.
Die Künstlerin Kira van Eijsden sucht nach Räumen und Möglichkeiten zur Selbstermächtigung. Ihre Performance KONDITIONEN – CONDITIONER setzt sich mit körperlichen und seelischen Zuständen und Widerständen auseinander. Ein Versuch, sich Gefühlen anzunähern, ihnen Ausdruck zu verleihen und Platz zu geben, damit sie grösser werden können. Eine Pflegespülung für Körper und Stimme!
Im Anschluss gibt es einen veganen Apéritif dînatoire.
Anzahl Plätze: 40, Tickets: 40 CHF
Daten
SA 20.08.22 14 –20 Uhr
Eröffnungsfeier mit Chorkonzert «Miar Fraua»
SO 21.08.22 11 Uhr
Führung Atelier Vivant
DO 25.08.22
Gruppenführung auf Anfrage
FR 26.08.22 18 Uhr
Führung Atelier Vivant
SA 27.08.22 14–16 Uhr
LILLY LITTÉRAIRE
Lesung mit Gesa Schneider, Corin Curschellas und Lisa Christ
SA 27.08.22 19–24 Uhr
Dinnerperformance
EAT ME OUT
mit Talaya Schmid, Rahel Loretan und Jenny Rieger
SO 28.08.22 11Uhr
Führung Atelier Vivant
DO 01.09.22
Gruppenführung auf Anfrage
FR 02.09.22 18 Uhr
Führung Atelier Vivant
SA 03.09.22 13 –16 Uhr
LILLYS GARTEN PARTY
mit Mickry 3
SA 03.09.22 17–22 Uhr
FRAUSEIN – FREISEIN – ANDERSSEIN
Talk und Dinner mit Sandra Knecht
SO 04.09.22 11 Uhr
Führung Atelier Vivant
DO 08.09.22
Gruppenführung auf Anfrage
FR 09.09.22 18 Uhr
Führung Atelier Vivant
SA 10.09.22 14 –18 Uhr
SELF CARE
Talk mit Anna Rosenwasser,
Performance von Kira van Eijsden
PROJEKTLEITUNG UND KURATION
ASSISTENZ PROJEKTLEITUNG
Alexandra Payá
TRÄGERSCHAFT
GESCHÄFTSFÜHRUNG
Julian Reich
ARTIST IN FOCUS
GRAPHIC DESIGN
Lea Fischlin, Andreas Läber, Romy Strasser
SZENOGRAFIE
Katrin Murbach, Fabian Jaggi
KOOPERATIONSPARTNER
Herzlichen Dank für die Unterstützung
Kulturförderung Graubünden. Amt für Kultur
Kanton Zürich Fachstelle Kultur
Gemeinde Thusis
Swisslos Kultur Kanton Bern
Kultur Stadt Bern
Ernst Göhner Stiftung
Otto Gamma-Stiftung
Stiftung Stavros S. Niarchos
Stiftung Anne-Marie Schindler
Dr. Georg und Josi Guggenheim-Stiftung
Boner Stiftung für Kunst und Kultur
Fondazione Dr. Martin Othmar Winterhalter
Wilhelm Doerenkamp-Stiftung
Stiftung Lienhard-Hunger
Graubündner Kantonalbank
Raiffeisenbank Mittelbünden
Kraftwerke Hinterrhein AG
Wieland AG
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